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PFLASTERPRINZIP


Fehler machen - das PFLASTERPRINZIP

Das PFLASTERPRINZIP handelt vom Fehler machen. „Fehler machen ist gesund“, „aus Fehlern lernt man“, so sagt man. Würden meine Schüler keine Fehler mehr machen, wäre ich arbeitslos. Ich lebe also von den Fehlern meiner Schüler. Fehler machen ist somit etwas ganz zentrales. Doch wie reagiere ich, wenn ein Fehler passiert? Ich möchte dir gerne mein PFLASTERPRINZIP erklären. Dazu gebrauche ich ein Bild. In meiner Jugendzeit hatte ich einmal eine Warze am Handgelenk. Schlussendlich blieb nur noch die Möglichkeit, sie herauszuschneiden. Die Wunde ist wie der Fehler. Ich behaupte, dass es vier verschiedene Möglichkeiten gibt, eine Wunde zu versorgen.

1 Riesengrosser Verband

Auf die kleine Wunde lege ich eine Gaze. Dazu einen riesengrossen und roten Verband, so dass es selbst jemand von 10 Meter Abstand sieht. Da passiert dir ein Fehler und du beginnst von Vorne. Eine viel zu grosse Reaktion. Doch easy, zu Beginn ist das Einsetzen vertraut. Das Problem, bis zur Fehlerstelle hast du soviel andere ablenkende Dinge, dass du bis dahin höchstwahrscheinlich vergessen hast, weshalb du von Vorne begonnen hast. Lerneffekt gleich null.

2 Nichts machen

Bei der Wunde ist das egal. Das Bluten hört einmal auf und die Arztpraxis muss ich nicht reinigen. Es passiert ein Fehler und du machst nichts. Da gibt es zwei Möglichkeiten zum Denken. Du hast es nicht bemerkt, gut, für das bin ich ja als Lehrer da. Du hast es bemerkt und warst zu faul, um zu korrigieren. Hier hinkt auch der Vergleich, beim Fehler machen blutet es nicht - es gibt höchstens eine akustische Umweltverschmutzung. Hier greift auch eine menschliche Eigenschaft; lasse ich fünf auch mal gerade sein oder bin ich so ehrgeizig und korrigiere jeden Fehler? (Schliesslich gibt es ja auch die, die ich nicht bemerke.)

3 Den Klebeteil des Pflasters verwenden

Etwas blöd, vom Pflaster befestige ich den Klebeteil auf die Wunde. Beim Entfernen reisse ich alles wieder auf… Dies zu übertragen ist etwas schwieriger. Du kommst an eine Stelle und spielst einen falschen Ton. Du bemerkst es und korrigierst am Ort. Eigentlich löblich, du hast darauf reagiert. Doch das nächste Mal hast du schon so geübt: falschen Ton spielen, korrigieren und richtigen Ton spielen. Was passiert wohl beim nächsten Mal?

4 Richtig verpflastern

Der Klebeteil des Pflasters beginnt neben der Wunde. Der Gazeteil kommt auf die Wunde und dann wieder der Klebeteil. Du machst in einem Takt einen Fehler. Jetzt gehst du ein Takt zurück und beginnst ab Taktanfang zu spielen. Der Takt vor dem Fehlertakt entspricht dem Klebeteil des Pflasters. Der Fehlertakt entspricht dem Gazeteil des Pflasters. So hoffen wir, dass der Fehler „zu heilen“ beginnt. Zusammenfassung: PFLASTERPRINZIP: bei Fehler ein Takt zurück.

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Anmerkung 1/4: Klarstellung

Du machst einen Fehler und gehst einen Takt zurück. Jetzt machst du in diesem Takt auch einen Fehler. Dann gehe an den Taktanfang, aber nicht noch einmal einen Takt zurück. Vielleicht machst du ja dort nochmals einen Fehler, gehst zurück und nochmals einen Fehler, schlimmstenfalls landest du am Anfang des Stückes… Im Zusammenhang hast du den „Klebeteil“ richtig gespielt.

Anmerkung 2/4: Ungern

Es gibt einen Grund, weshalb man das PFLASTERPRINZIP nicht gerne macht. Wenn du einen Takt zurückgehen musst, gibt es Einiges zu studieren. Welche Töne? Welche Fingersätze? Vorzeichen? usw. Studieren bedeutet eine Anstrengung und der Mensch strengt sich nicht gerne an. Lieber Ferien, lieber Wochenende als Schule. Er ist wie das Wasser, das lieber einen Fels umfliesst, als sich dadurch zu arbeiten.

Anmerkung 3/4: Es dauert länger

Viele Schüler sagen mir: „Das dauert mit dem PFLASTERPRINZIPS ja ewig, bis ich mit einem Durchgang fertig bin.“ - „Ja, stimmt, aber auf die ganze Lernphase gesehen, wirst du schneller sein.“ Von der Geometrie her wissen wir: die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade. Irgendwo starten wir. Jeder Fehler ist eine Abweichung von der kürzesten Strecke. Beim PFLASTERPRINZIP gehst du aber wieder sehr nahe an die Gerade heran. Beim Nichtbeachten machst du einen regelrechten Wanderweg. Einige Fehler bleiben vielleicht unkorrigiert. So wird das Ziel möglicherweise nicht erreicht.

Anmerkung 4/4: Gehör

Beim Beachten des PFLASTERPRINZIPS passiert Folgendes:
  • • Du strengst dich mehr an, weil du nicht einen Takt zurück möchtest. So passieren weniger Fehler.
  • • Du hast jeden Takt einmal richtig gespielt und somit auch richtig gehört. Das hilft dir schneller zu entscheiden, ob das jetzt ein Fehler war oder nicht.
  • • Du übst auch nur noch die Stellen, die nicht funktionieren.

Jetzt hoffe ich, dass Dich dieses Pflasterprinzip weiterbringt.



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